Der Jurahausverein e.V. mit Sitz in Eichstätt wurde 1984 gegründet, zu einer Zeit, als Jurahäuser den Ruf hatten, für ein ärmliches und rückständiges Wohnen zu stehen. Reihenweise wurden jahrhundertealte Jurahäuser abgebrochen und durch nichtssagende Neubauten, meist in schlechter Qualität, ersetzt. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt und hat heute knapp 800 Mitglieder, teilweise weit über die Altmühlregion hinaus. Er ist ehrenamtlich tätig.
Aufgrund diverser Fotosammlungen schätzen wir den derzeitigen Bestand an Jurahäusern in der Altmühlregion auf ca. 3000 Gebäude, die die charakteristischen Merkmale zeigen oder nur kleinere reversible Veränderungen aufzeigen und deren Entstehung oft bis ins späte Mittelalter zurückreicht. Ohne die jahrelange Öffentlichkeitsarbeit des Jurahausvereins wäre der einmalige Haustyp mit seinen Steindächern wohl weitgehend verschwunden. Wesentlich auch durch die Aktivitäten des Vereins gelang es, Wertschätzung für den Haustyp und die damit verbundene Handwerkskunst bei Politik, Kommunalbehörden und in der Bevölkerung zu erreichen.
Die Jurahäuser sind ein wertvoller baugeschichtlicher Schatz und gehören zum wertvollsten, was bäuerliche Architektur europaweit je hervorgebracht hat. Aus Bruchsteinen gemauert, massiv mit dicken Mauern oder als Fachwerkhaus, mit relativ kleinen quadratischen Fensteröffnungen, die aber aufgrund ihrer Anzahl eine gute Belichtung der Räume ermöglichen, oft handbehauenen Balken und mit dem flachen, maximal 30 Grad steilen Dach, das mit Kalkplatten - nicht ganz korrekt oft auch als Legschiefer bezeichnet - oder bei steileren Dachneigungen mit Zwicktaschen gedeckt ist. Häuser wie aus der umgebenden Landschaft geschnitten, massiv, gedrungen, schnörkellos. Mit Materialien aus der Umgebung, neben dem Stein Holz für Fußböden, Decken und Dachstühle, Lehm für die Zwischendecken, Kalk für Putz und Farbe. Es gibt sie, außer in Unter- und Oberfranken, in allen bayerischen Regierungsbezirken, allerdings nur im Umgriff des Altmühljura. Der Radius wird durch die Steinbrüche bestimmt: An einem Tag mussten die Steine aufgeladen und mit dem Ochsenkarren an den Bestimmungsort transportiert werden.
Das Jurahaus deckte die Bedürfnisse aller Sozialschichten ab, vom kleinräumigen Tagelöhner- oder Hirthaus bis zum repräsentativen Gasthof oder reichen Mülleranwesen. Ergänzt wurden die Wohngebäude von mächtigen Jurastadeln auf den Dörfern und in den Vorstädten, mit beeindruckenden Spannweiten der Balken und Innenräumen von hoher Ästhetik. Jurahäuser haben eine Jahrhunderte lange Lebensdauer, regelmäßiger Unterhalt vorausgesetzt. Sie sind ein Kulturerbe von europäischem Rang. Das Kalkplatten- und Zwicktaschendach ist die einzige historische Dachlandschaft, die nur hier und sonst nirgendwo zu finden ist. Sie sind seit dem 14. Jahrhundert belegt und waren bis 1953 der in der Altmühlregion dominierende Baustil. Dann begann das große Sterben.
Der Jurahausverein bemüht sich, die Reste dieser großartigen Hauslandschaft zu retten. Noch immer gibt es wunderschöne Jurahäuser und mächtige Jurastadel. Aber viele sind dem Verfall preisgegeben, durch fehlendes Wertbewusstsein, mangelnde Fantasie, was die Nutzung angeht, und durch den Funktionsverlust der Landwirtschaft. Wir beraten die Eigentümer denkmalgeschützter Gebäude vor Ort, helfen ihnen mit den ersten Schritten zur Sanierung und betreiben unermüdlich Öffentlichkeitsarbeit, um den Menschen in der Region den enormen Wert ihrer einmaligen Häuserlandschaft bewusst zu machen. Und in Teilen der Bevölkerung und bei manchem Politiker, der zunächst nicht viel übrig hatte für das "alte Glump", ist uns ein Gesinnungswandel gelungen. Aber noch immer sind viele Häuser bedroht, durch Abriss, aber auch durch Verwahrlosung.
Bitte helfen Sie uns, dieses wertvolle Kulturerbe zu bewahren.
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